Die Bertha-von-Suttner-Schule im Spiegel der Presse

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Samstag, 10.12.2011

Neue Welten erschaffen

Enkelejd Lluca hat für seinen ersten Film zwei Preise bekommen

Den Dreh für seinen ersten Spielfilm bezeichnet Enkelejd Lluca als anstrengendste Zeit seines Lebens. Mit dem Filmen aber möchte er weitermachen. Der 25-Jährige, der in Mörfelden-Walldorf aufgewachsen ist, schreibt gerade am Drehbuch seines zweiten Films. Für seinen Erstling - "Frankfurt Coincidences" (zu Deutsch: "Frankfurter Zufälle") - hat er zwei Nachwuchs-Filmpreise bekommen und einen Kino-Verleih gefunden.

Von Euphorie ist nicht mehr viel zu spüren, als Lluca, den alle Enki nennen, am Küchentisch seiner neuen Wohnung sitzt. Mit distanzierter Routine spricht er von seinem überraschenden Erfolg.

Vor kurzem ist er mit seiner Freundin nach Mörfelden gezogen. Dort war er als Sechsjähriger schon einmal angekommen. Seine Eltern flüchteten mit ihm aus Albanien. Später zog die Familie nach Walldorf, dann nach Frankfurt. Lluca blieb trotzdem bis zum Abitur im Jahr 2006 auf der Bertha-von-Suttner-Schule. Und kam schließlich zum Film.

Beim Eignungstest fiel er durch

Nach der Schule versuchte er sich erst an Politikwissenschaft, dann wollte er Medizin studieren. Doch eine Bekannte machte ihn auf den Studiengang Digital Media an der Hochschule Darmstadt aufmerksam. "Da habe ich mich beworben, einen total schlechten Film gedreht, bin erst mal durch die Eignungsprüfung gefallen und erst dank der guten Abiturnoten noch reingerutscht", erzählt er.

Derzeit schreibt Lluca an seinem zweiten Drehbuch.
Foto: OLIVER HEIL


"Ich habe so ziemlich alle Grundregeln des Filmemachens missachtet", erinnert er sich, "zum Beispiel hatte die Bettwäsche in verschiedenen Szenen verschiedene Farben." Aber: Er habe schon damals mit langen und ruhigen Einstellungen gearbeitet.

Hoffen auf die Berlinale

An "Frankfurt Coincidences" wurde diese Bildsprache besonders gelobt. Der Film, der den hessischen Hochschulfilmpreis und den Publikumspreis beim Filmfest München gewonnen hat, war Llucas Bachelor-Arbeit, gemeinsam mit drei Kommilitonen. Gedreht haben sie eine Geschichte übel-Menschen, die sich ständig begegnen, aber nie kennenlernen. "Manchmal haben wir 18 Stunden durchgearbeitet", erzählt Lluca. Zehn Kilo habe er während der 21 Drehtage abgenommen. Aber das sei unwichtig im Vergleich zum unbeschreiblichen Gefühl, eine neue Welt zu erschaffen.

Einen Produzenten für seinen nächsten Film hat er schon gefunden, und bis zum Sommer müsste das Geld von der hessischen Filmförderung reichen. Am liebsten würde er danach gleich zu drehen anfangen und zur Berlinale 2013 fertig sein. Spätestens dann wird sich wohl entscheiden, ob Lluca den Durchbruch schafft. Sollte es am Ende aber nicht klappen, will er weiter Filme machen - nebenberuflich. Aber so genau will er nicht darüber nachdenken. "Ich glaube", sagt er, "wer zu viele Plan B und Plan C hat, schafft niemals Plan A."

Bericht: OLIVER HEIL

Quelle: Frankfurter Rundschau vom 10.12.11